Den Wald als natürlichen Schatz begreifen
LICHTENFELS Eine reizvolle Maiwanderung durch weitgehend naturbelassene Waldformationen mit Laubbäumen, wie Rotbuche, Hainbuche und Ahorn sowie vielen Blumen und Kräutern, wie Waldmeister, Türkenbundlilie und Ziest, begeisterte die Teilnehmer. Die Wanderführer Günter Lutz und Fred Goller leiteten fachkundig die BN-Exkursion, die im Rahmen der "Bayern-Tour-Natur" stattfand.
Von dem großen, weitausgedehnten Plateau oberhalb Vierzehnheiligens ging es entlang der sogenannten Kalkscherben-Äcker zum Waldrand. Hier fanden die Naturfreunde einige Fragmente von Ammoniten, der Millionen Jahre alten Versteinerungen des einstigen Jura-Meeres. Fred Goller wies darauf hin, dass trotz der vielen Steine dennoch Getreide gedeihe, da diese die Tageswärme in dem kalkig-tonigen Boden speicherten. Am Feldrain zeigte sich der vielblütige Ackerschotendotter, der nicht mit dem ebenfalls kräftig gelb blühenden Raps zu verwechseln sei. Mittlerweile hatte man den Laubmischwald erreicht, einem FFH-Areal, das einen hohen Schutzstatus genießt (Flora-Fauna-Habitat).
BN-Ortsgruppenvorsitzender Günter Lutz hob hervor: "Hier soll die naturschutzfachliche Wertigkeit möglichst nicht verschlechtert werden. Die Bäume dürfen alt werden. Die Lebensgemeinschaft Wald soll erhalten oder sogar noch verbessert werden. Allenfalls die Verkehrssicherungspflicht erfordert das Eingreifen des Menschen, um z. B. entlang des Weges größere Gefährdungen des Wanderers zu vermeiden." Mächtige Buchen bilden mit ihren zum Licht strebenden Kronen ein riesiges Blätterdach, das selbst bei starker Sonnenbestrahlung ein angenehmes Kleinklima im Wald schaffe.
Günter Lutz lässt wissen, dass man junge Buchenblätter durchaus für einen würzigen, gesunden Frühlingssalat verwenden könne. "Es gibt vieles im Walde, was man -in Maßen genossen- essen kann, aber bitte nicht übertreiben und keinesfalls geschützte oder gar giftige Pflanzen und Pilze entnehmen!", warnte der Kräuterkundige und zeigte beispielsweise die Unterschiede zwischen dem essbaren Bärlauch und den beiden Giftpflanzen Aaronstab und Maiglöckchen auf. Momentan könne man die Samen des Bärlauchs sammeln, in Essig einlegen und sie als leckere Zugabe einem Salat beimischen; die Blätter seien nach der Blüte schon zu alt und daher weniger geeignet. Den bei vielen Hobbygärtnern ungeliebten Giersch könne man ohne weiteres für einen schmackhaften Wildkräuter-Spinat verwenden. Auffällig waren etliche Totholzbäume entlang des Lehmenbrunnen-Pfades.
Fred Goller erklärte deren Bedeutung in einer intakten Waldgemeinschaft: "Wenn sie noch stehen, bieten sie den Spechten durch Maden und Insektenlarven einen reich gedeckten Tisch oder eine Wohnbehausung im Stamm. Wird die Spechthöhle dann verlassen, kann sie immer noch als Unterschlupf, beispielsweise für Hohltauben oder Kleinsäuger, dienen. In einem weiteren Stadium des absterbenden Baumes zersetzen Pilze, wie zum Beispiel der Zunderschwamm, das schadhafte Holz und irgendwann, wie etwa bei einem großen Sturm, fällt der Baum. Das liegende Totholz ist jedoch keineswegs tot, es dient nun zahlreichen Käfern, Ameisen und vielen weiteren Pilzarten als Nahrungsgrundlage - bis schließlich alles Baummaterial zu Mulm und Erde wird."
Im weiteren Verlauf der Exkursion konnte man das Bleiche Waldvögelein, eine seltene Orchideenart, und die Ährige Teufelskralle, eine alte Heilpflanze, bewundern, bevor es hinab ging bis zur Ornatentonschicht, wo man auf den Quellhorizont des Alten und Neuen Lehmenbrunnens stieß. Die Schüttung der Quellen ist zur Zeit nicht allzu groß, reicht aber für einen kühlen, erfrischenden Trunk allemal aus. Fred Goller bat die Besucher und Freunde der Quellen, darauf zu achten, dass der unmittelbare Bereich des Quelltopfes nicht vom Laub und natürlichen Ablagerungen befreit werde und meinte: "Hier ist übertriebene Sauberkeit fehl am Platz; denn die Larven des wunderschönen und vom Aussterben bedrohten Feuersalamanders brauchen genau diesen Quellausfluss, um zu existieren. Damit wird der Fortbestand dieses seltenen Lurches gesichert."
Nach Erklärungen weiterer Besonderheiten der Flora und Fauna des Waldes entlang des Rundweges mit der Nr.1 des Verzeichnisses der "Wanderregion Obermain" bedankte sich BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt bei den beiden Wanderführern Günter Lutz und Fred Goller mit einem kleinen Präsent.
Anton Reinhardt
BN ehrt Wald- und Umweltschützer Dietmar Gross
Im Rahmen der traditionellen „Alte Bäume“-Tagung bei Lichtenfels ehrte der Bund Naturschutz in Bayern (BN) den Forstmann Dietmar Gross.
Gross war lange Jahre Leiter des vormaligen Forstamtes Lichtenfels und lebt heute überwiegend in Siebenbürgen/Rumänien, wo er sich vor allem für den Schutz der Urwälder engagiert. Er erhält diese Auszeichnung für seine Verdienste für die naturgemäße Waldwirtschaft und für eine waldfreundliche Jagd.
Außerdem wird er für sein großes Engagement beim Schutz alter Bäume und Wälder auch auf internationaler Ebene geehrt. Gross ist der 29. Preisträger der 1977 vom BN gestifteten Karl Gayer-Medaille.
Im Rahmen der Tagung stellten Peter Hagemann, Leiter des Forstbetriebs Rothenkirchen und Oliver Kröner, Leiter des Bereichs Forsten am AELF Coburg lokale Initiativen zum Schutz alter Bäume vor. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN warb für ein ausgewogenes Nebeneinander von naturnahen Wirtschaftswäldern und Naturwäldern.
In seiner Laudatio hob Hubert Weiger die langjährigen Verdienste des Geehrten für eine naturgemäße Waldwirtschaft und für den Schutz alter Wälder hervor. Weiger hob hervor, dass Gross wegen seines Einsatzes für alte Bäume, für angepasste Wildbestände und für eine naturgemäße Waldnutzung auch heftiger Kritik von außen oder von Vorgesetztenseite ausgesetzt war. „Mit der Karl Gayer-Medaille wollen wir auch Deine Standhaftigkeit ehren, die Du Dir trotz aller Anfeindungen bewahrt hast“, so Weiger über Gross. „Du hast die Ideale der Förster, sich schützend und konsequent vor seinen Wald zu stellen, immer hoch gehalten und dafür danken wir Dir“.
Die Ehrung mit der Karl Gayer-Medaille fand unter den riesigen Waldlinden des Langheimer Forstes statt. Hier hatte der BN auf Anregung von Gross, vor 16 Jahren, eine Gedenktafel unter riesigen Waldlinden zu Ehren der „Väter“ des Bayerischen Waldgesetzes aufgestellt, das 1974 in Kraft getreten war. Auch heute noch wegweisend hatten vor über 40 Jahren Landtagspräsident Rudolf Hanauer, Forstminister Hans Eisenmann, Forstprofessor Richard Plochmann und Erich Hornsmann von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald eine sehr starke Gemeinwohlbindung des Staatswaldes im Waldgesetz verankert. „Dieses wegweisende Waldgesetz gilt es auch heute mit Leben zu füllen“, so Weiger. „Mit genügend Förstern und Waldarbeitern, die ihren Wald noch kennen und die für einen Wald verantwortlich sind, in dem alte Bäume keine Seltenheit sind“. Toni Reinhardt, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Lichtenfels, freute sich, dass Gross langjähriges Engagement auf so große Zustimmung trifft. Waldbauprofessor Karl Geyer als Vorbild Mit der Karl Gayer-Medaille ehrt der BN in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft seit 1977 Personen, die sich in außergewöhnlicher Weise um die naturgemäße Waldwirtschaft verdient gemacht haben. Die Karl Gayer-Medaille geht auf den Münchner Waldbauprofessor Karl Gayer zurück, der als Vordenker für den naturnahen Wald gilt. Bereits im 19. Jahrhundert hat er als Gegenbewegung zu Altersklassen- und Kahlschlagswald die Vorteile des gemischten, ungleichaltrigen Waldes und des Femelschlags als kleinflächige Nutzungsform herausgestellt.
Für Rückfragen: Dr. Ralf Straußberger, BN Waldreferent Tel. 0911 / 81878-22, Mobil 0171 / 738 17 24
BN veranstaltet Wildkatzenquiz zum Walderlebnistag an der Friedenslinde in Lichtenfels
Lichtenfels. Anlässlich des Walderlebnistages veranstaltete der Bund Naturschutz ein Quiz rund um die Wildkatze, dem scheuen Tier, das vor 100 Jahren in Deutschland ausgerottet wurde.
In einigen Nationalparks hat man in den letzten 20 Jahren die Wildkatze erfolgreich ausgewildert, und mittlerweile hat der BN in unserem Landkreis an drei Punkten über die DNA-Analyse von Haarfunden dieses besonders geschützte Tier auch nachweisen können. Bei einem kleinen Waldparcour mussten an 9 Stationen Fragen zu den Kennzeichen, Lebensgewohnheiten und zum Aufspüren der Wildkatze mit Hilfe der Lockstockmethode beantwortet werden.
Ein Kurzfilm von Eberhard Ponader aus Ebern zeigte junge Wildkätzchen in der Nähe ihres Baues in den Haßbergen - ein äußerst seltener Glücksfall für einen Amateurfilmer. Anhand eines Tierpräparats eines jungen Kuders, eines Wildkatzenkaters, konnte man schnell die Unterschiede zur Hauskatze feststellen.
Die Kinder konnten außerdem Wildkatzenmasken basteln oder mit Stempeln die Spuren von Wolf, Luchs und Wildkatze auf bebilderte Karten drucken. Hier halfen neben aktiven BN-Mitgliedern auch Betreuerinnen der Offenen Behindertenarbeit des Heilpädagogischen Zentrums des Caritasverbandes Lichtenfels tatkräftig mit.
BN-Ortsgruppenvorsitzender Günter Lutz reichte zur Erfrischung selbst hergestellte Kräuterlimonade.
Unter den 43 richtig ausgefüllten Lösungen des Wildkatzenquiz wurden als Gewinner einer Eintrittskarte für den Wildpark Schloss Tambach gezogen: Christof Morgenroth aus Lichtenfels, Sebastian Murrmann aus Bernreuth bei Weismain und Uwe Fleischmann aus Loffeld.
Anton Reinhardt